Wer war eigentlich Karl Schubert?

Heute wollen wir uns auf die Fährten des Namensgebers unserer Schule begeben. Dafür reisen wir zurück ins Jahr 1889, wo in Wien (damals Österreich-Ungarn) Karl Schubert geboren wurde.

Ganz genau kam der kleine Karl als drittes von fünf Kindern in der Josefstädterstraße Nummer elf, im „Haus zur Grünen Schlange“ zur Welt. Obwohl seine Mutter eine Jüdin war, ließ sie ihren Sohn katholisch taufen. Bis an sein Lebensende sollte er eine enge Beziehung zur katholischen Kirche pflegen.

Erste Bekanntschaften

Karl Schubert lebte in Klagenfurt, wo er das Gymnasium besuchte und 1903, im zarten Alter von 14 Jahren, mit seinem Vater und seinem älteren Bruder den ersten Vortrag theoretischer Art anhörte. Dieser wurde von Edwin Böhme unter dem Titel „Der Tod und was dann?“ dargeboten. Auf dieser Veranstaltung schloss der jugendliche Karl Bekanntschaft mit Guido Ratzmann, einem Mitglied der Theosophischen Gesellschaft. Der um 30 Jahre ältere Ratzmann wurde Schuberts „väterlicher Freund“ und späterer Förderer. 1906 hatte Ratzmann Vorträge von Rudolf Steiner in München gehört und war vom ersten Moment an begeistert. Diese Begeisterung führte dazu, dass Steiners Vorträge Einzug in den Theosophischen Zirkel der Theosophischen Gesellschaft – Schubert war inzwischen selbst ein Mitglied – fanden und hier regelmäßig gelesen wurden.

Als Rudolf Steiner dann persönlich vom 26. bis 28. November 1908 einen dreiteiligen Vortrag in Klagenfurt hielt, kam es zur ersten Begegnung zwischen dem 19-jährigen Karl Schubert und dem Anthroposophen Rudolf Steiner. Ein beeindruckendes und einschneidendes Erlebnis für den jungen Schubert, welches sein Leben nachhaltig beeinflussen sollte. Obwohl er, nach eigenen Angaben, zu jener Zeit noch „kein Organ“ (Hauschka 1966, S.35) für die Anthroposophie hatte.

Als der erste Weltkrieg ausbrach, trat Schubert seinen Dienst in der Österreichischen Armee an und kam in russische Gefangenschaft. Während dieser schwierigen Zeit und aufwühlender Erfragungen, hatte er einen steten Begleiter auf seinem inneren Entwicklungsweg: Rudolf Steiner. Vor allem hatte er die christlich-trinitarische, anthroposophische Menschenkunde im Fokus. So wurde Schubert 1923 bei der Weihnachtstagung von Rudolf Steiner mit dem Vortrag „Anthroposophie, ein Führer zu Christus“ beauftragt. Im Jahr darauf autorisierte Steiner Schubert als Goetheanum-Redner, womit er zum Vertreter der Anthroposophie in der Öffentlichkeit wurde. (Also quasi PR-Beauftragter der Anthroposophie 😉 )

Der erste Heilpädagoge

1916 heiratete Karl Schubert Helene Nierl, 1919 kam ihr Sohn Michael zur Welt. Kurz darauf bewarb sich Schubert an der Waldorfschule Stuttgart als Lehrer und begann dort vor genau 100 Jahren, im März 1920, Englisch, Französisch, Latein und Griechisch zu unterrichten. Diese Position behielt er allerdings nicht lange, denn er wurde von Steiner auserkoren, die sogenannte „Hilfsklasse für die ganz Unbegabten“ zu übernehmen. Steiner sah in Schubert aufgrund seiner Herzenskräfte und seiner intensiven Beschäftigung mit der Menschenkunde, die richtige Position für diese vertrauenswürdige Aufgabe. Damit war Karl Schubert der erste heilpädagogische Lehrer in der Geschichte der Waldorfschule. Er war der geborene Heilpädagoge. Steiner beobachtete in seinem Umgang mit den Kindern eine Liebe, die „nichts moralisch nimmt, sondern alles durch Krankheit und Gesundheit versteht.“

Die eigentliche anthroposophische Heilpädagogik begann erst ein wenig später. Nämlich 1924, initiiert durch den Heilpädagogischen Kursus innerhalb der Medizinischen Sektion von Ita Wegmans, Albrecht Strohschein, Siegfried Pickert und Franz Löffler.

Ein harter Schlag

1934 erfuhr Schuberts Leben eine radikale Wende, als er aufgrund seiner jüdischen Abstammung die Waldorfschule verlassen musste. Doch es gab einen Schlupfweg: Von der Ministerialabteilung für die Volkschulen erhielt er die Erlaubnis, seinen privaten „Hilfsklassenunterricht“ weiterzuführen. Dies tat er auch – in seiner Privatwohnung in Stuttgart. So konnte er, selbst als die Waldorfschule Stuttgart 1938 geschlossen werden musste, seinen Privatunterricht während des Krieges weiterführen. Seine Gruppe mit rund 40 Kindern wurde einfach übersehen, da sie ja offiziell nicht mehr zur Schule gehörte. Die Gruppe bestand aus Lernschwachen sowie Kindern mit Trisomie 21.

Als nach dem Krieg die Waldorfschule Stuttgart wieder geöffnet wurde, trat Schubert wieder in das Kollegium ein. Doch traf ihn ein harter Schlag: Seine heilpädagogischen Schüler sollten nicht mehr in die Schule integriert werden. Der Grund: Die Entwicklung hin zu einem wissenschaftlich-intellektuellen Zug im Umgang mit der Anthroposophie und der Waldorfpädagogik, welche Schubert bereits seit Steiners Tod kritisch beobachtete. Gegen diese Entwicklung trat Schubert sowohl in seinen Vorträgen als auch Darstellungen vehement ein.

Bis an sein Lebensende am 3. Februar 1949, wirkte Karl Schubert für die Anthroposophie in der Öffentlichkeit. Sein Ziel war es, die schöpferische Kraft, die er in der Anthroposophie wirken sah – in der Erziehung, in der Religion sowie im Leben überhaupt – der Allgemeinheit zugänglich zu machen. So haben wir ihn heute in Erinnerung als den ersten Heilpädagogen und den Patronen unserer Schule, welche seinen Namen trägt.

Quellen:

http://karl-schubert-schule.at/karl-schubert/

http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=648

 

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