Körper und Geist in Einklang bringen – Die Grundpfeiler der anthroposophischen Ernährung

Die Anthroposophie umfasst nicht nur eine ganzheitliche Form der Wissensvermittlung, sondern auch der Ernährung. In diesem Blogpost wollen wir auf die Grundprinzipien der anthroposophischen Ernährungsform, die von Rudolf Steiner begründet wurde, eingehen.

Die Schlagwörter sind: Frische und Qualität aus Bio-Anbau. Vorwiegend vegetarisch, aber ohne Verzicht präsentiert sich die Anthroposophie am Teller. Schon zu Rudolf Steiners Zeiten, als Gentechnik noch kein Thema war, wurde auf Wachstumsförderer, Tiermast, Pestizide und chemische Unkrautvernichter verzichtet. Mit dieser Vorgehensweise wurde sozusagen der Grundstein für die ökologische Landwirtschaft gelegt.

Dreigliederung der Nahrungsmittel

Die anthroposophische Dreigliederung (mehr dazu in unserer Schulzeitung. Ausgabe: Sommer 2020 auf Seite 21 und Winter 2020/21 auf Seite 8 )  erhält sozusagen auch Einzug in die Ernährung. Sie teilt Nahrungsmittel wie eine Pflanze in Wurzel, Blatt/Stängel und Blüte/Frucht ein. Jedem Teil werden bestimmte Körperregion zugeteilt. Wurzelgemüse ist nährend für Nerven und Kopf und stärkt die Sinne, dem Blatt/Stängel zugeteilte Lebensmittel sind etwa Blattsalate und Kohlgemüse, die Herz und Lungen stärkend wirken. Und Früchte und Samen, die der Blüte/Frucht zugeteilt werden, regen Stoffwechsel und Fortpflanzung an. Es wird empfohlen, jeden Tag Lebensmittel aus allen Bereichen zu essen, um so in ein harmonisches Gleichgewicht zu kommen.

Vollwertig und fleischarm

Die anthroposophische Ernährung setzt auf vorrangig vegetarische Kost mit starkem Hang zu vollwertigen Produkten. Im Zentrum stehen damit die sieben traditionellen Grundnahrungsmittel: Vollkornreis, Hirse, Gerste, Vollkornroggen, Mais, Hafer und Vollkornweizen und aus ihnen gewonnene Vollwertprodukte.

Heute umstritten, zu Steiners Zeiten jedoch als wichtig eingestuft wurden Milch und Milchprodukte, die nach dem Anthroposphen ausgleichende Wirkung haben sollen. Reichlich Obst und Gemüse stehen ebenso am anthroposophischen Speiseplan. Alles natürlich möglichst frisch und aus biologisch-dynamischer Landwirtschaft.

Ferngehalten hat sich Steiner von sämtlichen Nachtschattengewächsen, wie Paradeisern, Paprika, Auberginen und Erdäpfeln. Ihnen sagte er nach, dass sie ungünstig für die seelische Entwicklung seien.  Ebenso vermeiden werden Fleisch und Fleischerzeugnisse. Schon vor über hundert Jahren machte Steiner auf die fragwürdige Tierhaltung (von Rindtieren) aufmerksam.

Anstoss für die Demeter-Bewegung

1924 gab Steiner mit Vorträgen zum Thema Landwirtschaft, die ohne Mineraldünger und chemische Gifte auskommt. Stattdessen plädierte er dafür, den Boden mit Pflanzen- und Tierkompost zu nähren. Diese Vorträge gaben den Anstoß, dass 1927 der Demeter-Bund gegründet wurde. Im Demeter-Anbau wird der landwirtschaftliche Betrieb als lebendiger Organismus betrachtet. Dieser umfasst eine vielfältige Fruchtfolge mit angepasster Pflanzenwahl, harmonischer organischer Düngung und artgerechte Tierhaltung mit hofeigener Fütterung.

Der Stellenwert der Kieselsäure

In der Anthroposophie wird der Kieselsäure (Silikate) eine große Bedeutung zugeschrieben. Als kieselreichstes Gebiet des Körpers gilt das Bindegewebe. Demnach machen sich aus anthroposophischer Sicht Störungen im „Kieselorganismus“ durch Fehlhaltungen, brüchige Nägel, sprödem und glanzlosem Haar und schlecht regenerierender Haut bemerkbar. Ein Überschuss an Kieselsäure wiederum zeichnet sich durch Gelenksschmerzen, Schwindelgefühl, Müdigkeit und Störungen in der Wahrnehmung aus. Vollkorngetreide wirkt diesen Überschuss-Symptomen entgegen. Kieselsäurereiche Lebensmittel hingegen sind Mineralwasser, Heilwasser und pflanzliche Lebensmittel, besonders Schachtelhalm oder Brennessel.

Die anthroposophische Ernährung hat es zum Ziel, Körper und Geist in Einklang zubringen. Darum werden hauptsächlich Lebensmittel verzehrt, die nach Rudolf Steiner die seelisch-geistigen und die irdisch-materiellen Verhältnisse in Einklang bringen. Oberstes Grundprinzip dieser Ernährungs- und Lebensform bleibt jedoch die freie Entscheidung des Menschen. Daher gibt es weder verbotene, noch erlaubte Lebensmittel. Es werden lediglich bestimmte Lebensmittel empfohlen, andere vermieden. Letzten Endes geht es darum, so sehr im Einklang mit seinem Körper zu leben, dass jeder für sich spürt, was einen stärkt oder schwächt.

Rundum gut versorgt in Kindergarten und Schule

Auch wir legen großen Wert auf gesunde Ernährung unserer Kinder und Jugendlichen. Im Kindergarten wird täglich frisch mit den Kindern gekocht und gebacken. Die Schulkinder und Jugendlichen der Schule bekommen Vollkornjausenbrote mit Butter – beides in Bio-Qualität und die Möglichkeit, jeden Tag ein vollwertiges, frisch gekochtes Essen (in Kooperation mit der Freien Waldorfschule Graz) zu bestellen.

Zu guter Letzt wollen wir noch ein schmackhaftes und nahrhaftes Rezept aus dem Kindergarten mit euch teilen:

REZEPT: Butterkekse

Zutaten:

  • 500 Gramm Bio-Dinkelvollkornmehl
  • 250 Gramm Bio-Butter
  • 175 Gramm Bio-Rohrohrzucker
  • 2 Bio-Eier
  • Eine Prise Salz

Alle Zutaten gut miteinander verkneten und zwei Stunden kühl stellen. Das Backrohr auf 200 Grad Oberunterhitze vorheizen. Danach mit einem Nudelholz etwa einen halben Millimeter dick ausrollen und Figuren ausstechen. Für 15 bis 20 Minuten goldbraun backen. Abkühlen lassen und genießen!

 

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