Das Männchen in der Höhle

Das Männchen in der Höhle

von Rosa Achberger (10. Klasse)

Eine arme Frau wohnte mit ihrer Tochter in einem kleinem Häuschen an der Küste vom großen Meer. Die Mutter war alt und krank, seitdem ihr Mann gestorben war hatte man kein Lächeln mehr auf ihrem Gesicht gesehen. Ihre Tochter war, wunderschön von Angesicht und die gut-herzigste Person in der Umgebung, von jedem, der nur von ihr hörte, wurde sie schon geliebt, denn es wurden viele wundersame Geschichten von ihr erzählt. Sie kümmerte sich um ihre Mutter und half ihr überall, soviel es ging. Das Mädchen war zufrieden und sorgte sich gerne um ihre Mutter, doch war sie fasziniert von der weiten Welt und wollte so gerne mal hinaus, fort aus ihrem Dorf, Neues entdecken und lernen. Aber sie konnte ihr liebe Mutter nicht alleine zurücklassen und so lebte sie ihr bescheidenes Leben.

In einer milden Nachmittagsstunde ging die Tochter an das Wasser, um Wäsche zu waschen, so wie sie es auch an jedem anderen Tage tat. Sie wusch die Wäsche gründlich so wie immer und da es so schön war, da am Strande, entschied sie sich noch etwas entlang der Wellen zu spazieren und hübsche Muscheln für ihre Mutter zu sammeln. Doch sie vergaß sich in der Zeit, so vertieft war sie in ihren Gedanken und Träumen, hier mitten in der schönen Natur. Da zog ein Sturm auf, der Himmel färbte sich schwarz, der Wind peitschte und zog heftige, gefährliche Wellen mit sich. Das Mädchen war zu weit weg, um noch vor Ausbruch des Regens nach Hause zu laufen, so suchte sie Zuflucht in einer Höhle, tief in einer Klippe.

Da stand sie nun, ganz alleine im Dunkeln, sie schaute sich um und entdeckte weit weg, am Ende der Höhle ein schwaches Licht. Sie entschied sich dazu, das Licht aufzusuchen. Ihr wurde kalt ums Herz und sie fühlte sich sehr unwohl, je tiefer sie in die Höhle kam. Nach einem langen Weg, an tropfendem Gestein vorbei, kam sie in einen Raum mit einem Feuerchen aus der letzten Glut. Ein Tisch stand in der Mitte, darauf war ein schmutziges Tellerchen, ein Löffel und eine Gabel, ein Gläschen, ein Krug Wasser, eine Schüssel mit etwas Gemüse und einem alten Stück Brot. Ein Topf und eine Pfanne standen neben dem Feuerplatz und warteten nur so darauf verwendet zu werden. In der Ecke stand ein Bettchen, von dort war ein leises Schnarchen zu vernehmen und als das Mädchen gut hinübersah, merkte sie, dass ein altes Männchen darin schlief. Es schien krank und müde zu sein. Ohne zu zögern, machte sie das Zimmerchen wieder gemütlich. Sie hackte Holz, machte ein schönes, warmes Feuer, kochte ein Süppchen, kehrte den Staub zusammen und

machte alles wieder blitzblank sauber. Als das Essen fertig war, sah das Zimmer so schön aus, als wohnte jemand mit großem Wohlstand darin, wie das Zuhause eines Prinzen sah es aus. Das alte Männchen bekam ein Schüsselchen warme Suppe und auch das Mädchen aß etwas davon, es schmeckte wunderbar gut und stärkte sie beide, sodass ihnen nicht mehr kalt und unwohl zumute war.

Er dankte ihr für ihre Gutherzigkeit und da sie so selbstverständlich und nett gehandelt hatte, ward ihr von ihm ein Wunsch frei gegeben. Das Mädchen war überrascht. Sie überlegte lange: „Ich wünsche mir meine Mutter wieder gesund und glücklich zu sehen!“. Das Männchen lächelte und nickte „Dieser Wunsch soll dir erfüllt werden“, sagte er. Und so geschah es auch. Das Mädchen verabschiedete sich dankbar von ihm und machte sich wieder auf den Weg durch die Höhle zurück. Doch diesmal war ihr ganz anders zumute. Ihr war nicht mehr bange vor der Dunkelheit, sie fühlte sich wohl und geborgen. Leuchtende Edelsteine in allen Farben zeigten ihr den Weg, welche ihr, als sie zuvor hier gegangen war, nicht aufgefallen waren. Als das Mädchen aus der Höhle hinaus kam, strahlte ihr das Sonnenlicht ins Gesicht und sie hörte schon das Rauschen der Wellen. Sie war wieder in der Welt, die sie so gut kannte und so sehr liebte. Schnell lief sie nach Hause. Ihre Mutter wartete schon beim Gartentor auf sie und strahlte. Sie fielen sich in die Arme und waren so glücklich sich wiederzusehen. Das Mädchen blieb noch ein paar Nächte bei ihrer Mutter, doch lange konnte sie nicht mehr warten: So verabschiedete sie sich schweren Herzens von ihrer geliebten Mutter und zog erwartungsfroh in die weite Welt davon.

 

Titelbild: Bruno Van der Kraan/Unsplash